Vaginismus

Vaginismus, auch als Scheidenkrampf bekannt, ist eine schmerzhafte sexuelle Funktionsstörung, bei der sich die Muskulatur der Vagina unwillkürlich verkrampft. Dies kann das Eindringen des Penis beim Geschlechtsverkehr sowie das Einführen von Tampons oder gynäkologischen Instrumenten extrem schmerzhaft oder sogar unmöglich machen.

Ursachen des Vaginismus

Vaginismus kann sowohl organische als auch psychische Ursachen haben. Organische Ursachen können Infektionen oder Verletzungen im vaginalen Bereich sein. Psychische Ursachen umfassen negative sexuelle Erfahrungen, Angst vor Schmerzen, Traumata wie Vergewaltigung oder eine antisexuelle Erziehung. Der Vaginismus wird in zwei Typen unterteilt:

  • Primärer Vaginismus: Tritt auf, wenn eine Frau niemals schmerzfrei etwas in die Vagina einführen konnte, oft erkannt während der Pubertät.
  • Sekundärer Vaginismus: Entwickelt sich nach einem bestimmten Ereignis, wie eine traumatische Erfahrung, Geburtstrauma oder unsanfte gynäkologische Untersuchungen​.

Symptome des Vaginismus

  • Schmerzen: Stechende oder brennende Schmerzen beim Versuch, etwas in die Vagina einzuführen.
  • Muskelverkrampfungen: Unwillkürliches Verkrampfen der Vaginalmuskulatur.
  • Angst: Furcht vor vaginaler Penetration oder gynäkologischen Untersuchungen.
  • Schwierigkeiten beim Geschlechtsverkehr: Unmöglichkeit oder extreme Schmerzen beim Geschlechtsverkehr.

Diagnose des Vaginismus

Die Diagnose erfolgt durch eine umfassende Anamnese und eine körperliche Untersuchung durch einen Gynäkologen oder Sexualtherapeuten. Es ist wichtig, organische Ursachen auszuschließen und das Ausmaß der Muskelverkrampfung zu beurteilen. 

Behandlungsmöglichkeiten bei Vaginismus

Beckenbodentraining: Durch gezielte Übungen kann die Kontrolle über die Beckenbodenmuskulatur verbessert werden. Diese Methode erfordert regelmäßige Übungen und kann helfen, die Symptome zu lindern.

Medikamentöse Therapie: In einigen Fällen können Muskelrelaxantien oder Betäubungscremes verschrieben werden. Diese Medikamente werden topisch angewendet und können die Schmerzen reduzieren.

Sexualtherapie: Gesprächstherapie oder Paartherapie können helfen, psychologische Barrieren und Ängste zu überwinden. Die Therapie ist langfristig angelegt und kann in Kombination mit anderen Behandlungen erfolgen.

Physiotherapie: Spezialisierte Physiotherapeuten können Techniken zur Entspannung der Beckenbodenmuskulatur anwenden. Diese Behandlung erfordert regelmäßige Sitzungen und kann die Muskelkontrolle verbessern.

Präventionsmaßnahmen bei Vaginismus

Es gibt keine spezifischen Präventionsmaßnahmen für Vaginismus. Eine offene und positive Einstellung zur Sexualität sowie das Vermeiden von traumatischen Erlebnissen können helfen. Frühzeitige Diagnose und Therapie sind entscheidend, um die Lebensqualität zu verbessern und Schmerzen zu reduzieren. Regelmäßige Gespräche mit einem Gynäkologen oder Sexualtherapeuten sind ebenfalls empfehlenswert.


Häufige Patientenfragen zu Vaginismus

Vaginismus ist eine relativ häufige sexuelle Funktionsstörung bei Frauen. Schätzungen zufolge sind etwa 1% bis 7% der Frauen betroffen, wobei die Dunkelziffer aufgrund von Scham oder Unwissenheit höher sein könnte.

Vaginismus kann erhebliche Auswirkungen auf intime Beziehungen haben. Die Schmerzen oder die Unmöglichkeit des Geschlechtsverkehrs können zu Frustration, Schuldgefühlen und Missverständnissen zwischen Partnern führen. Offene Kommunikation und gegebenenfalls Paartherapie sind wichtig, um diese Herausforderungen gemeinsam zu bewältigen.

Ja, Vaginismus ist in den meisten Fällen behandelbar. Mit einer Kombination aus Beckenbodentherapie, psychologischer Beratung und dem Einsatz von Vaginaldilatoren können viele Frauen lernen, die Kontrolle über ihre Vaginalmuskulatur zurückzugewinnen und schmerzfreien Geschlechtsverkehr zu erleben.

Die Dauer der Behandlung variiert je nach Schweregrad und individuellen Umständen. Einige Frauen erleben innerhalb weniger Wochen Fortschritte, während es bei anderen mehrere Monate dauern kann. Wichtig ist ein individuell abgestimmter Therapieplan und Geduld im Behandlungsprozess.

In den meisten Fällen verschwindet Vaginismus nicht ohne gezielte Therapie. Ohne Behandlung können die Symptome bestehen bleiben oder sich sogar verschlimmern. Daher ist es wichtig, professionelle Hilfe in Anspruch zu nehmen, um effektive Bewältigungsstrategien zu erlernen.

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